zur Seite 351 351 Geschichte in Übersichten
Wissensspeicher für den Unterricht
Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin
1982
Inhaltsverzeichnis
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Sowjetrußland
UdSSR
1918 bis 1937
Imperialistisches Staatensystem 1919 bis 1923 Imperia-
listisches
Staatensystem
1924 bis 1929
Situation Deutschland Internationale Beziehungen
und kapitalistische Länder
                                                                                                                                                                             
32.3.9.           Polen
 
Während des ersten Weltkrieges entwickelte sich eine breite nationale Bewegung
für die Schaffung eines unabhängigen polnischen Staates, der alle Teilungs-
gebiete (16.2.7. Teilung Polens 16.2.7. und 20.2.8. Wiener Konkreß 1814/15 20.2.8.) umfassen sollte. Unter dem Einfluß der Oktober-
  revolution und begünstigt durch die
Revolution in Deutschland und
Österreich-Ungarn (29.4.2. Welthistorische Bedeutung und internationale Auswirkungen der Oktoberrevolution 29.4.2.) erlangte
Polen im November 1918 nach 120jäh-
riger Unterdrückung seine staatliche
Selbstständigkeit
. Diese Entwicklung
vollzog sich unter Führung der polni-
schen Bourgeoisie in Abwehr der re-
volutionären demokratischen Kräfte.
Trotz heftiger Klassenkämpfe bis zum
Herbst 1919 (32.1.4. Revolutionäre Nachkriegskrise 1919 bis 1923 32.1.4.) - im Dezember
1918 erfolgte die Gründung der Kom-
munistischen Arbeiterpartei Po-
lens
- setzten sich die reaktionären
Kräfte im Staate durch. Unter Staats-
chef Pilsudski begannen die herrschen-
den Kreise Polens 1920 den Überfall auf
Sowjetrußland, was zur Annexion West-
belorußlands und der Westukranine
führte (31.1.1. Imperialistische militärische Intervention und Bürgerkrieg 31.1.1. und 31.1.2. Abwehr der Interventen und Weißgardisten 31.1.2.).
      Wahlplakat der Kommunistischen Partei 1928
Todesstrafe
Ausnahmeverordnungen
Zwölfstundentag
Faschistische Ausbeutung
Nach einem Wahlplakat der Kommunistischen
Partei gegen die Pilsudski-Herrschaft aus dem
Jahre 1928
 
32.3.10.           Tschechoslowakei
 
Während des ersten Weltkrieges entstand eine breite Antikriegsbewegung des
tschechischen und slowakischen Volkes, die unter dem Einfluß der Oktoberrevo-
lution (29.4.2. Welthistorische Bedeutung und internationale Auswirkungen der Oktoberrevolution 29.4.2.) in den Kampf um staatliche Selbstständigkeit einmündete. Als
die Habsburgermonarchie, die jahrhundertelang das tschechische und slowaki-
sche Volk unterdrückte, infolge der militärischen Niederlage und der Massen-
aktionen der Werktätigen (Januarstreik 1918, Aufstand der Matrosen von Cattaro
am 1.2.1918, Generalstreik in den böhmischen Ländern am 14.10.1918) zer-
brach, setzten sich im Oktober 1918 die Bourgeoisie und die rechten Sozialdemo-
kraten an die Spitze der nationalen und demokratischen Revolution, um deren
Weiterführung zur sozialistischen Revolution zu verhindern. Am 28.10.1918
wurde unter dem Druck der Arbeiterklasse die Tschechoslowakische Repu-
blik (CSR)
proklamiert. Ähnlich verlief die Entwicklung in der Slowakei, wo am
 
 
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Sowjetrußland
UdSSR
1918 bis 1937
Imperialistisches Staatensystem 1919 bis 1923 Imperia-
listisches
Staatensystem
1924 bis 1929
Situation Deutschland Internationale Beziehungen
und kapitalistische Länder
                                                                                                                                                                             
  30.10.1918 der Zusammenschluß mit dem tschechischen Volk in einen einheit-
lichen Staat erklärt wurde. 1919 entstand die Slowakische Räterepublik. Ihre
Niederlage sowie die Niederlage der Arbeiterklasse im Generalstreik vom De-
zember 1920 entschied über den bürgerlichen Klassencharakter (Diktatur der
Bourgeosie) der CSR, deren Gründung dennoch ein bedeutender Fortschritt war.
Im Mai 1921 wurde die Kommunistische Partei der Tschechoslowakei ge-
gründet.
 
32.3.11.           Ungarn
 
Die Auswirkungen des ersten Weltkrieges verstärkten die revolutionäre Stim-
mung in Ungarn, das seit 1867 mit Österreich die Doppelmonarchie Österreich-
Ungarn
bildete. Unter dem Eindruck der Oktoberrevolution (29.4.2. Welthistorische Bedeutung und internationale Auswirkungen der Oktoberrevolution 29.4.2.) nahm
die Arbeiterbewegung einen gewaltigen Aufschwung (Januar 1918: Bildung von
Arbeiterräten; Oktober 1918: Entstehung von Soldatenräten). Im Gefolge der
bürgerlich-demokratischen Revolution entstand im November 1918 die
bürgerliche Republik. Damit endete die 400jährige Herrschaft der Habsburger
in Ungarn.
Am 24.11.1918 wurde unter Führung von Bela Kun die Kommunistische
Partei Ungarns
gegründet, die sich trotz Verfolgung und Verboten an die
Spitze der revolutionären Aktionen des ungarischen Proletariats setzte und auf die
Hinüberführung der bürgerlich-demokratischen in die sozialistische Revolution
orientierte. Am 21.3.1919 wurde die Ungarische Räterepublik ausgerufen.
Der Revolutionäre Regierende Rat zerschlug den alten Staatsappart und
leitete Maßnahmen zur Beseitigung der kapitalistischen Ordnung ein (Verstaat-
lichung von Banken, Verkehrswesen, großen Industriebetrieben; entschädi-
gungslose Enteignung des Grundbesitzes über 50 ha). Die Räterepublik erlag nach
133 Tagen der Intervention imperialistischer Staaten, der von Admiral Horthy
geführten inneren Konterrevolution und dem Verrat rechter Sozialdemokraten.
Anfang 1920 trat Horty als "Reichsverweser" an die Spitze der wiedereingeführ-
ten Monarchie und errichtete eine konterrevolutionäre Ordnung mit faschisti-
schen Wesenszügen.
 
32.3.12.           Bulgarien
 
In Bulgarien äußerte sich die revolutionäre Nachkriegskrise (32.1.4. Revolutionäre Nachkriegskrise 1919 bis 1923 32.1.4.) in den
Jahren 1919/20 in heftigen Streikkämpfen sowie im steigenden Einfluß der jungen
Kommunistischen Partei Bulgariens. Im Juni 1923 erfolgte ein faschistischer
Militärputsch
und die Errichtung einer faschistischen Regierung. Die Kommuni-
stische Partei Bulgariens antwortete mit dem Septemberaufstand 1923 unter
Führung von Georgi Dimitroff. Der Aufstand wurde grausam unterdrückt, die
Kommunistische Partei verboten und ein zügelloser Terror entfacht.
 
 
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